Borna ist ein Junge, der nach Komplikationen in der 28. Schwangerschaftswoche geboren wurde. Nach einem anfänglichen Kampf um sein Leben und nachdem er das Krankenhaus 2 Monate danach verlassen hat, stellten wir eine Schädigung des Sehvermögens, genauer gesagt eine Retinopathie des 4.-5. Grades fest, d.h. es bestand keine Möglichkeit eines operativen Eingriffes, weil sie spät festgestellt wurde. Nachdem ich schlechte Bewegungsmuster des Körpers festgestellt habe, folgte die nächste besorgniserregende Diagnose: Wölben des Körpers, zerebrale Bewegungsstörungen (tetraparetisches Muster). Unser großes Glück war es, dass die Ärztin Tajana Polovina Prološić diese Untersuchung durchgeführt und uns wahrlich früh und rechtzeitig zur Habilitation, als Borna 3 ½ Monate alt war, verwiesen hat!
Wir haben beschlossen, die Habilitation in der Poliklinik Stojčević Polovina, in Zagreb, durchzuführen. Damit entstand nun eine Turbulenz in unserem Leben. Borna ist unser erstes und einziges Kind. Wir alle wünschen uns das schönste und perfekteste Kind der Welt. Und plötzlich entstand ein Problem, Trauer, Angst, Unwissen, weil ich gehen kann und nie darüber nachgedacht habe, wie ich das tue, geschweige denn, was für ein enormer Prozess das ist. Auf der anderen Seite möchte und muss ich meinem Kind helfen, weil es so klein, hilflos und nicht schuld daran ist, dass es gerade in diesem Körper gefangen ist. Alles wurde von Dr. Polovina und seinem selbstlosen Team geregelt. Das Wichtigste war, dass ich sofort Vertrauen zu ihnen gefasst habe, weil ich neben meinem Kind sitzen und wegen seines Schicksals weinen durfte oder Ratschläge mit endlosem Wissen und Erfahrung hören durfte, die im Schneckentempo in mein Kind hineingeflossen sind.
Wir haben damit angefangen, das derzeitige motorische Bild aufzuhalten, d.h. es auf Null zu bringen und erst danach langsam Fortschritte zu machen. Zu Beginn kam all meine Ungeschicklichkeit und Verworrenheit zur Geltung. Sehr oft weinte mein paar Monate altes Kind, weil es nicht sehen und wissen konnte, was um es herum geschieht und ich übte noch zusätzlichen Druck auf ihn aus. Ich weinte mit ihm zusammen, weil ich wusste, dass wir das durchziehen müssen und dies seine einzige Chance war. Zugleich tat mein Herz weh und er tat mir grenzenlos Leid. Zu Beginn machten wir so zahlreich wie möglich Besuche, da wir keinen einzigen Moment bei Bornas Habilitation verlieren durften, aber dennoch machten wir über einen kürzeren Zeitraum hinweg, obwohl das aus der heutigen Perspektive wie eine ganze Ewigkeit erscheint, langsam Fortschritte. Das Leben veränderte sich abrupt. Alles, was vorher sehr wichtig war, wurde jetzt zweitrangig. Plötzlich war es nicht mehr wichtig, wie oft ich die Fenster geputzt habe oder Ähnliches. Das Leben reduzierte sich auf: Übungen mit Borna und nebenbei essen und trinken. Mein Gatte musste natürlich zur Arbeit und gab mir moralische Unterstützung.
Die Tage wurden nach Reisen in Richtung Zagreb und Übungen mit Altem und Neuem, die man noch einüben muss gemessen. Manchmal war es leichter, manchmal schwerer. Am schwersten war es, wenn man eine Übung mühevoll wiederholen musste und es binnen 6 Monaten zu keinen Fortschritten kam und dann plötzlich, als ob er es seit der Geburt gekonnt hat. Alles wurde getestet: Ausdauer, Kraft, Freundschaften, Ehe. Alles leidet darunter! Es ist bestimmt nicht leicht, aber wenn die Eltern ihrem Kind nicht helfen wollen, was kann man dann weiter erwarten? Alles überwältigt man durch die große Unterstützung des Teams der Poliklinik. Und manchmal ärgert sich einer auf den anderen und hin und wieder sind wir sind wir anderer Meinung und wie oft haben wir Therapeuten gewechselt, aber jeder Person verbleibt in Erinnerung, die Borna etwas beigebracht hat. Derzeit arbeiten wir mit Tante Tamara. Wir waren brav, wir hörten zu und übten. Borna erzählte ihr manchen Witz, sodass wir sie auch zum Lachen gebracht haben.
Heute ist Borna ein 7 Jahre alter Junge. Er ist sehr gesprächig und hat sehr viele Therapeuten gehabt (Mali dom Zagreb, Zlatni Cekin Slavonski Brod, das Integrationsverfahren mit dem Zentrum Vinko Bek, er hat eine Therapiehündin Rolly – eine wahre Freundin, er geht Therapiereiten und in den Kindergarten).
Was die Motorik anbelangt: im Schneckentempo ging unsere Leistungskurve in die Höhe. Zuerst stützte er sich auf die Ellenbögen, dann ging er auf allen vieren, dann krabbelte er, darauf folgte das Knien und dann haben wir fleißig geübt und geübt und als er 6 Jahre alt war, hat er die ersten wackeligen Schritte gemacht, die jetzt immer besser werden. Er muss die Füße stärken, Kraft bekommen, den Rumpf heben, den Schritt so weich wie möglich machen. Das ist gut so! Das wird schon werden! Die Blindheit verlangsamt die ganze Sache, aber wir sind geduldig und glücklich, weil wir von dem richtigen Team geführt werden. Vielen unsagbaren Dank an alle!!
Bornas Eltern